Dieser Artikel ist ein Gastbeitrag von Birgit Meier, die im Sommer diesen Jahres eine Wanderung in einer sehr ursprünglichen Region von Kanada durchführt. Birgit hat ein Wilderness Guide Training absolviert und organisiert in Ihrer Freizeit – neben dem Job – Abenteuerurlaub in Kanada. Auf unsere Anfrage hin war Sie gerne bereit uns etwas mehr Informationen über die von ihr geplanten Tour zur Verfügung zu stellen und uns die Region in British Columbia etwas näher zu bringen.
2007 habe ich British Columbia und Südalaska für längere Zeit bereist, mit Bus, Fähre, Zug, netten Mitfahrgelegenheiten, mit dem Mountainbike und zu Fuß. Ich war unter anderem auf relativ bekannten Routen wie z. B: dem Chilkoot Trail oder dem Berg Lake Trail unterwegs und ich bin als Assistent Guide 800 km auf der ehemaligen Bahntrasse von Castlegar nach Hope auf dem Mountainbike gefahren. Ich hatte mich bewusst auch immer länger an einzelnen Orten aufgehalten, um so das Leben der Einheimischen besser kennen zu lernen.
Meine Stationen waren unter anderem Vancouver, Vancouver Island, Prince Rupert, die Queen Charlotte Islands, Skagway, Juneau, Rocky Mountains, Nelson, Kootenays. Als ich 2007 vom Norden British Columbias kam, war ich erst einmal erschlagen vom Rummel, der um die Sehenswürdigkeiten in den Rocky Mountains herrschte. So einiges, wie auch die Grand Hotels muten doch europäisch an, nicht zuletzt haben schließlich Schweizer Pioniere die Gegend zwischen Jasper und Banff touristisch erschlossen.
Ein Monat in den Chilcotin Mountains
Am Ende meiner Reise 2007 habe ich dann einen Monat in den Chilcotin Mountains verbracht und ein Wilderness Guide Training absolviert, um gleich danach dort als Assistent Guide zu arbeiten. Seitdem hat mich die Chilcotin Region in ihren Bann gezogen. Warum? Der Charakter von Land und Leuten ist eben ganz anders, als was ich bisher kennen gelernt hatte. Auch hier gibt es das typische Kanada mit Bergen, Seen, Wildnis und Cowboys, aber eben doch ganz anders. Die Zeit ist auch hier nicht stehen geblieben aber man spürt deutlich, dass hier die Uhren doch etwas anders ticken. Das Leben ist einfacher, immer noch ursprünglich und nicht nur für Touristen aufbereitet.
Etwas Abenteuerlust gehört dazu
Das Gebiet war lange Zeit noch reines Rinderzüchter-, Jagd- und Fallensteller Land. Der Pioniergeist ist hier noch immer zu spüren und alles kann irgendwie möglich gemacht werden. Die Chilcotin Region ist zum Glück noch nicht so gut erschlossen und wer tiefer in die Bergregion eintauchen möchte, muss die Zufahrt zum Ausgangspunkt auch auf schlecht ausgebauten Schotterpisten in Kauf nehmen oder ein Wasserflugzeug besteigen. Ein gutes Orientierungsvermögen sollte man jedenfalls mitbringen, da Wegweiser hier eher selten vorkommen. So verhält es sich auch mit den beschriebenen Wandertouren in der Region.
Natürlich findet man in den bekannten Backroad Mapbooks auch eingezeichnete Wegverläufe und Tourenbeschreibungen. Das bedeutet aber oft nur, da war zumindest schon mal jemand unterwegs, Pfade müssen aber nicht unbedingt im Gelände vorhanden sein. Die Spuren verwischen doch häufiger, vor allem auch im offenen alpinen Bereich. Die existierenden Pfade stammen noch aus der Pionierzeit oder es sind Routen, die hauptsächlich von Wildtieren benutzt werden. Im Gegensatz zu Wandertouren in Nationalparks mit Trailbüro und Ranger Stationen, ist man hier auf sich alleine gestellt was Planung und Durchführung einer Wandertour angeht. Es gehört schon ein wenig Abenteuerlust dazu, wenn man in dieser Region unterwegs sein möchte.
Erfahrung als Wilderness Guide in den Chilcotin Mountains
Ich bin jedenfalls 2008 in die Chilcotin Region zurückgekehrt und habe sowohl in den South Chilcotins wie auch den West Chilcotins als Wilderness Guide gearbeitet. 2007 kam ich ohne jegliche Reiterfahrung in diese Gegend und habe kurzerhand gelernt, auf dem Rücken von ausdauernden, zuverlässigen Cayuse Pferden die Bergregion zu erkunden. Die Cayuse Pferde sind eine Mischung aus den Pferden, die die ersten spanischen Eroberer mitbrachten und entlaufenen Rancherpferden. Einige dieser wilden freien Pferdeherden leben heute noch in der Chilcotin Region. Natürlich bin ich auch sehr viel zu Fuß, wandernd, mit meinen Gästen in den Bergen unterwegs gewesen. Trotzdem gibt es auch für mich immer noch Neue Winkel zu entdecken, das Gebiet ist just „Big Country“.
Momentan arbeite ich in Kassel für die Entwicklung einer Digitalen Wegeverwaltung für die Mitgliedsvereine des Deutschen Wanderverbandes. In meinen Sommerferien im Juli 2010 möchte ich aber gerne wieder eine Trekkingtour in den Chilcotin Mountains durchführen, dies in Zusammenarbeit mit einer der Guestranches, für die ich bereits 2007 und 2008 gearbeitet habe. Geplant ist eine 12 Tage Trekkingtour durch einsame Täler, einzigartige Wildblumenwiesen und über Bergpässe mit spektakulären Ausblicken.
Informationen zur geplanten Trekkingtour in den Chilcotin Mountains
Die Tour ist eine Streckenwanderung, die immer tiefer in die Wildnis führt. In den Bergen gibt es Wildnishütten und Camps, alle sind ausgestattet mit Wildnisküche und Scoutzelten, einige auch mit Solarduschen. Es wird Angelmöglichkeiten geben und es bleibt Zeit, zu fotografieren und Wildtiere wie Schneeziegen, Dickhornschafe und Grizzlybären, in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten. Wussten Sie, dass Grizzlybären sich großteils vegetarisch ernähren und Schneeziegen sich auch im Winter in steilsten Felswänden aufhalten?
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Berg erfahrene Packpferde werden die Verpflegung und die Ausrüstung von Camp zu Camp tragen, so dass nur ein Tagesrucksack benötigt wird. Die Tour durch die Chilcotin Region ist ein Geheimtipp hinsichtlich Vielfältigkeit von Flora und Fauna, aber auch geologisch ist die Gegend ein wahres Paradies. Glaziale Formen, Moränen, Lavaströme, Ablagerungen vulkanischer Asche, Sinterkalk, Basalte und zahlreiche Fossil reiche Formationen mit einem Alter zwischen 90 und 250 Millionen Jahren kommen hier vor und verlassene Goldminen gibt es auch zu entdecken.
Wer Interesse an der Tour hat, kann Näheres auf meiner Internetseite www.backcountry-time.com erfahren. Ich möchte gerne mehr Leute für diese einmalig schöne Region mit ihrer Vielfältigkeit der Naturlandschaften begeistern. Die Chilcotins sind ein Abenteuer wert.