Mein Urlaub hat mich dieses Jahr an das östlichste Ende Spaniens gebracht. Der Naturpark Cap de Creus befindet sich ganz im Norden der Costa Brava und eignet sich hervorragend zum Wandern für Alt und Jung. Viele Wanderwege aller Leistungsstufen führen durch die steinige,hügelige und sehr grüne Landschaft. Hier wird der Rundweg beschrieben, der in der Stadt Roses beginnt, an der Küste entlang bis nach Cala Montjoi führt, und schließlich nach einer Durchquerung des Innenlandes wieder im Ausgangsort Roses endet.

Startpunkt ist der katalanische Ort Roses, der an das Naturschutzgebiet Cap de Creus grenzt. Roses reizt vor allem durch seinen weißen Sandstrand und viele schöne Cafés. Als Ausgangsort für eine Wanderung bietet er sich sehr gut an, da man von hier schnell raus in die Natur und weg vom lauten spanischen Getummel kommt. Der Weg führt entlang des Hafens in Richtung Osten. Hierbei passiert man den neuen wie auch den traditionellen Fischerhafen, in der die spanischen Fischer noch mit ihren eigenen Händen die Netze flicken.

Nachdem der Weg ein kurzes Stück an der Straße entlang verläuft, zweigt ein Fußweg rechts ab. Dieser benotierte Weg führt direkt entlang des Meeres und bietet tolle Ausblicke auf das Wasser und in die vielen kleine Buchten. Entlang des Weges sind viele Agaven und Aloe Vera Pflanzen zu entdecken. Der Weg ist abwechslungsreich und hält viele Stufen bereit, die es zu überwinden gilt.
Nach circa 40 Minuten ist man in der Bucht Canyelles angekommen. Diese besteht größtenteils aus Ferienwohnungen und Hotels und verfügt zudem über einen weißen Sandstrand. Am Ende des Sandstrandes entdecken wir die Weiterführung unseres Weges, der zunächst erneut betoniert und daher leicht passierbar ist. Nach weiteren 20 Minuten und unzähligen faszinierenden Ausblicken, gelangen wir in die nächste Sandstrandbucht Almadrava. In dieser ist bereits weitaus weniger Tourismus und daher auch weniger Bebauung zu finden. Erneut muss am Ende des Strandes der Weg gesucht werden, bis wir schließlich einige Treppen finden, die hinauf zu einer Straße führen. Dieser wird kurz gefolgt, bevor sie steil nach links abbiegt. Da hier keine Schilder zu finden sind, ist es wichtig zu wissen, dass man zunächst dieser steilen Straße folgen muss. Ansonsten irrt man so wie wir ein wenig in der Gegend herum und findet den richtigen Weg erst beim zweiten Anlauf. Nach dem steilen Anstieg beginnt nun der eigentliche Wanderweg durch den Naturpark Cap de Creus.

Ein schmaler Trampelpfad biegt rechts von der Straße ab und läuft nun stets die Küste entlang. Wir sind total beeindruckt von der tollen Landschaft und vor allem von der einzigartig blauen Farbe des Meeres. Der Weg wird hierbei relativ anspruchsvoll, sodass an manchen Stellen der weitere Verlauf des Trampelpfades nicht ganz deutlich wird. Dennoch besteht keine Gefahr sich zu verlaufen, denn alle optionalen Wege führen nach kurzem Auseinanderdriften stets wieder zueinander. An manchen Stellen kann der Weg schon recht steil oder stark abtrünnig werden, sodass man eine gute Balance und vor allem festes Schuhwerk haben muss.
Nach 2 Stunden erreichen wir völlig überraschend eine einsame Bucht mit Steinstrand. Diese ist komplett unerschlossen, sodass keine Straße und kein Parkplatz zu finden ist. Dies bewirkt, dass nur einige wenige Wanderer diese Bucht aufsuchen und so ist neben uns nur ein anderes spanisches Wanderehepaar in der Bucht aufzufinden. Ich bin echt beeindruckt von der Ruhe des Ortes und freue mich sehr, dass es in Europa doch noch einige Stellen gibt, die noch unerschlossen und daher noch gänzlich natürlich geblieben sind.
Nach einer Rast führt uns der Weg weiter entlang der Küste. Nach einer weiteren Stunde erreichen wir den winzigen Ort Cala Montjoi. Dieser ist touristisch nur wenig erschlossen und verfügt über einige wenige Unterkünfte. Der Strand ist steinig und man kann hier Strandliegen und Kajaks ausleihen. Regelrecht unscheinbar kommt mir dieser Ort vor und so kann ich es kaum glauben, als mir meine Freundin erzählt, dass ausgerechnet hier ein weltberühmtes Restaurant vorzufinden ist. Das „El Bulli“ wird vom katalanischen Sternekoch Ferran Adrià betrieben und wurde durch seine einzigartige Molekularküche berühmt. Wer hier einen Tisch haben möchte, um einmal an einem spektakulären Essen mit 25 bis 30 kleinen Gängen teil zu nehmen, muss früh buchen: laut Wikipedia hat das Restaurant jährlich bis zu 100 000 Anfragen, wobei es allerdings nur 16 000 Gäste aufnehmen kann. Diese Zahl kommt einem regelrecht unglaublich vor, wenn man sich die Abgeschiedenheit und Ruhe Cala Montjois vor Augen führt.
Wir entscheiden durch das Innenland zurück nach Roses zu laufen. Zwei Schilder zeigen uns hierbei unterschiedliche Möglichkeiten an: der eine Weg verläuft entlang der Straße und dauert laut Angabe 3 Stunden, der andere führt quer durch das Innenland auf einem Trampelpfad und verspricht eine Laufdauer von nur 2 1/2 Stunden.

Wir nehmen den kürzeren Weg und laufen mitten in die grünen Berge des Naturparks. Nach kurzer Zeit wird uns allerdings schnell klar, dass wir einen recht hohen Berg passieren müssen. Der Weg wird hierbei doch recht abenteuerlich, sodass uns ein äußerst schmaler und steiler Pfad mitten durch die einsame Landschaft führt. Dies offenbart jedoch tolle Ausblicke auf die umliegende Landschaft, die sich nun nicht mehr nur auf das Meer beschränkt, sondern auch auf die tolle Flora und Fauna des Naturparks.
Nach anstrengenden 40 Minuten steil bergauf haben wir die Spitze des Berges erreicht und genießen zunächst den tollen Aublick über Meer und Natur. Von dort ist es nun ein leichtes zurück nach Roses zu finden, da nur noch der Straße zu folgen ist. Hierbei passieren wir Weinreben und sogar einige Kühen, die auf eingezäunten Weiden friedlich grasen. Wer sich Weg sparen möchte, kann an einigen Stellen frühzeitig von der Autostraße abbiegen und einen direkteren Weg nach Roses finden. Da wir uns allerdings bei einem dieser Versuche ziemlich verlaufen haben, empfehle ich doch die Straße zu nehmen. Sie ist kaum befahren und damit sehr ruhig und schön, sodass es kein Problem ist auf ihr nach Roses zu gelangen.
-
Ausblick auf das Meer Insgesamt haben wir für den gesamten Weg circa 6 Stunden gebraucht. Allerdings sind wir in einem eher zügigen Tempo gelaufen, sodass es unter Umständen auch länger dauern kann. Empfehlenswert ist dieser Weg alle Mal, da er sehr abwechslungsreich ist und wirklich einzigartige Ausblicke auf das Meer aber auch auf die Felse und Pflanzen des Naturparks Cap de Creus garantiert. Der Weg ist an manchen Stellen hierbei recht anspruchsvoll, da er sowohl sehr steile, als auch abtrünnige Passagen bereit hält.
Wir haben diesen Weg Mitte April bewandert und hatten mit gefühlten 22 Grad und einem leichten Wind wohl genau die richtigen Bedingungen für eine erfolgreiche Wanderung. Wer es gerne etwas exklusiv gestalten möchte, kann die Wanderung mit einem Besuch in der Molekularküche im Restaurant El Bulli in Cala Montjoi verbinden (frühzeitig Tisch reservieren!). Absolut empfehlenswert und ein echter Geheimtipp für alle Wanderfreunde!