Am dritten Tag waren wir schon so gegen kurz nach 6 wach. Naja nicht direkt wir, eigentlich war Fabi sehr früh wach. Er brachte mir sogar einen Kaffee ans „Bett“ bzw. ans Zelt, den ich allerdings, schlaftrunken wie ich war, neben mich stellte um ihn dann durchs ganze Zelt zu verteilen, als ich wieder einnickte und den Becher dabei unglücklich mit der Hand gestreift haben musste.
Als der heiße Kaffee durch mein Zelt lief war ich wach, wacher als mir lieb war. Ich rief nur verdammt ich brauch was zu wischen und Fabi warf mir Klopapier zu. Meine Reaktion darauf war, dass ich ihm zurief: „Doch nicht das gute Charmin Klopapier gib mir schnell die Taschentücher“. Ich brauchte 2 Pakete Taschentücher um den Kaffeeschaden zu beheben, aber man muss halt Prioritäten setzen.
Nach dem Kaffee verschütten, Frühstücken und dem Packen war es auch schon wieder kurz vor halb 8. Fest in dem Glauben von meinen Eltern schon überholt worden zu sein machten wir uns gleich doppelt so schnell auf den Weg. Nach einer kurzen Zeit feierten wir einen kleinen Sieg, denn wir hatten gemerkt, dass wir endlich auf der Karte für den mittleren Teil des Hallandsleden, angekommen waren.
Wir merkten schnell, dass es um einiges angenehmer war, wenn man schon früh auf den Beinen ist. Die Temperaturen waren einfach niedriger als mittags und das merkte man ziemlich stark. In einer kurzen Pause nahmen wir uns dann vor, zum Mittag in Kvarnforsen aufzuschlagen, denn dort war auf der Karte ein Bett verzeichnet.
Bis zum Mittag gibt es eigentlich nicht viel Spannendes zu erzählen. Wir kamen ziemlich schnell und gut voran, zumindest für unsere Verhältnisse. Um so später es wurde, umso mehr machten uns, aber auch wieder die steigenden Temperaturen zu schaffen und wir verlangsamten das Tempo wieder ein wenig.
Genau passend, als wir in Kvarnforsen angekommen waren, waren auch unsere Wassersäcke mehr leer als voll. Auf der Karte zum Hallandsleden ist ein Bett verzeichnet und sonst nichts. Allerdings findet man dort auch eine wunderschöne Hütte direkt am See gelegen, ein Plumpsklo, eine Feuerstelle und eine Mischung aus Campingplatz und kleinen Ferienhäusern.
Als wir dort ankamen standen 2 Wohnwagen direkt am See und wir fragten einen älteren, deutschsprachigen Herren ob wir hier irgendwo Wasser aufüllen könnten. Dieser schickte uns dann zu einem kleinen Haus in dem es einen Speisesaal, Schlafräume und ein Badezimmer gab. Dort angekommen grüßten wir freundlich und fragten, die ebenfalls deutschsprachige Frau, die dort gerade am Reinigen von Geschirr war, ob wir etwas Wasser haben könnten. Sie zeigte uns wo das Badezimmer war und meinte wir könnten uns bedienen.
Wie Elstern die etwas glitzern sehen stürzten wir uns auf die Wasserhähne. Wir füllten die Flaschen auf und kramten sogar die Wassersäcke raus um alles aufzufüllen. Ich musste meinen Wassersack sogar 2 mal auffüllen, da ich beim ersten Mal zu gierig war. Bei dem Versuch den prall gefüllten Wassersack in den viel zu kleinen und zu vollen Rucksack zu quetschen öffnete er sich und 3 Liter Wasser ergossen sich über den Badezimmerboden.
Das ganze war mir ziemlich peinlich. Da sind die Leute so nett und geben einem Wasser und zur Belohnung setzt irgendein Trottel ihr Badezimmer unter Wasser. Also hab ich mich gleich rangemacht und alles aufgewischt und den Wassersack nochmal befüllt, diesmal mit weniger Wasser. Zum Glück hatte keiner etwas bemerkt. ;-)
Im Anschluss an diesen „Wasserunfall“ verkrochen wir uns in die Hütte von wo wir einen super Blick über den See hatten. Die Hütte war einfach klasse. Es gab dort sogar einen Besen, eine mehr oder weniger aktuelle Zeitung lag dort und auf dem Plumpsklo nebenan war sogar Klopapier. An diesem wunderschönen Ort, an dem es seltsamerweise auch keine Mücken gab, blieben wir locker 2 Stunden, in denen wir uns die Zeit mit Mittag essen und faulem Rumliegen vertrieben.
Frisch gestärkt und gut ausgeruht starteten wir am Nachmittag auf in Richtung Sandsjön dort sollte es alles geben was unser Herz begehrte. Ein Klo, die Möglichkeit zu angeln und eine Feuerstelle.
Auf dem Weg dorhin wurde uns wieder klar das es nachmittags einfach wärmer ist. Hinzu kam, dass die Strecke weniger schattig war. Fabi trennte sich von einem alten Shirt die Ärmel ab und ich krempelte meine hoch, denn wenn wir uns schon durch die verdammte Hitze schlagen mussten, warum nicht gleich noch ein wenig Körperbräune mitnehmen.
Gegen Ende der Strecke wurde es ein wenig abenteuerlicher, denn mehrere kleine Brücken führten über Flüsse und der Weg wurde immer unwegsamer. Alles war zugewuchert und viele umgekippte Bäume lagen auf der Strecke, was uns aber so kurz vorm Ziel auch nicht mehr störte. Wirlklich schlimm wurde nur nach und nach diese Mückensituation. Es wurden einfach immer mehr egal wieviel man totschlug.
Als wir angekommen waren wussten wir nicht ganz was wir von diesem Sandsjön halten sollten. Außer einer Hütte und einer Feuerstelle gab es dort scheinbar nichts, sogar der See war weg und nur Matsch ließ erahnen, dass sich hier einmal Wasser befunden haben musste. Nach ein wenig suchen fanden wir dann zwar noch ein Plumpsklo, aber keine Möglichkeit unsere Zelte aufzustellen.
Wir mussten etwas improvisieren und die Zelte in der Hütte aufstellen was sogar noch etwas mehr Improvisation erforderte da niemand von uns ein freistehendes Zelt besaß.
Manch einer fragt sich jetzt vielleicht, warum wir nicht einfach nur in der Hütte geschlafen haben, aber ich kann versichern jeder der einmal im Sommer dort war weiß warum. Die Mücken dort sind die verdammte Hölle und gerade in Sandsjön scheint es am schlimmsten zu sein.
Man kann sich mit Antimückenzeug einsprühen und dabei noch beobachten wie ein Schwarm Mücken über den Arm herfällt den man gerade eingesprüht hat ohne auch nur den Anschein zu machen das sie vom Autan abgehalten werden würden. Ich kämpfte dann noch ein wenig mit der Feuerstelle und dem nassen Holz, in der Hoffnung das sich die Mücken von dem Qualm beeindrucken lassen würden, aber auch das traf nicht ein.
Dadurch das wir an diesem Abend schon so früh am Ziel waren entschieden wir uns, dass aus Deutschland mitgebrachte Rotweinkonzentrat auszupacken. Wir hätten es sein lassen sollen, rein geschmacklich war es der absolute Horror. Falls das nächste Mal der Genuss von Alkohol auf einer Tour eingeplant wird schaffe ich mir einen Flachman an, um dem Tee oder Kaffee eine besondere Note zu verleihen, aber nie wieder dieses Pulver aus der Hölle.
In einem kurzen Telefonat mit meinen Eltern verabredeten wir uns zum Treffen am nächsten Morgen in Rydöbruk. Von da wollten wir weitersehen ob man vielleicht einen Tag Pause macht oder sogar einen anderen Streckenabschnitt aufsucht, denn für die ganze Strecke reichte ja eh die Zeit nicht.
Das Abendprogramm ging dann weiter indem wir noch ein wenig Karten spielten was aber auch nicht von langer Dauer war, da die Mücken drohten uns komplett auszusaugen. An diesem Abend fiel es mir sehr schwer einzuschlafen, denn überall um mein Zelt rum hörte ich Mücken und sah vor dem Fliegengitter ganze Schwärme die rein wollten aber zum Glück nicht reinkamen.